Wie
die renommierte Fachzeitschrift „Physical Review Letters“ berichtet,
konnten Wissenschaftler der Universität Hamburg weltweit erstmalig eine
magnetische Domänenwand mit sehr großer Geschwindigkeit durch einen
Draht bewegen. Diese neuen, aufsehenerregenden Ergebnisse sind
entscheidend für die Entwicklung eines neuartigen und extrem schnellen
magnetischen Datenträgers, der Festplatten ersetzen könnte.
Unser
heutiges Leben ist digital. Egal ob im Beruf oder im Privatleben:
Überall haben kleine elektronische Helfer Einzug gehalten und
erleichtern unser Leben oder eröffnen uns völlig neue Möglichkeiten.
Dabei haben diese Geräte, wie Digicam, MP3-Player oder PDA, eines
gemeinsam: sie produzieren Unmengen an digitalen Daten oder wollen mit
diesen gefüttert werden. Doch wohin mit dieser Datenflut? Aktuelle
Systeme nutzen Festplatten, die zwar mit gigantischen
Speicherkapazitäten aufwarten, aber aufgrund ihrer mechanischen
Komponenten unzuverlässig, schwer, laut, teuer, langsam und
stromhungrig sind. Alternative Speichermedien ohne Mechanik, wie
Flash-Speicher, sind deutlich teurer und noch langsamer als
herkömmliche Festplatten. Es muss also eine völlig neue Methode zur
Datenspeicherung her. Bereits im Jahr 2004 entwickelten Forscher von
IBM das Konzept der magnetischen „Racetracks“. Dabei werden die
Trennwände zwischen entgegengesetzt magnetisierten Bereichen mithilfe
von Strompulsen ohne jegliche mechanische Bewegung an
Schreib-Lese-Elementen vorbei „geschoben“. Wie in „Physical Review
Letters“ nachzulesen ist, gelang es Dr. Guido Meier und seinen Kollegen
von der Universität Hamburg erstmals, eine magnetische Domänenwand mit
einer sehr hohen Geschwindigkeit in einem ferromagnetischen Draht zu
verschieben. Die dabei gemessene strominduzierte Geschwindigkeit von
110 m/s ist im Vergleich mit früheren Messungen zwei Größenordnungen
höher und liegt damit im Bereich der theoretischen Vorhersagen. Die
magnetische Domänenwand legte bei jedem Versuch mit gleichem Strompuls
eine unterschiedliche Strecke zurück, was vermutlich in
Unregelmäßigkeiten innerhalb der kristallinen Struktur des verwendeten
Materials begründet ist. Die Messungen der Hamburger Forscher
beweisen, dass das Konzept der magnetischen „Racetracks“ sehr
vielversprechend ist. Für die Verwendung im Alltag muss noch viel
Arbeit investiert werden, um die Domänenwandbewegung zuverlässig und
reproduzierbar zu machen und so Daten sicher in Domänenwänden zu
speichern. |
Wenn es gelingt, diese Herausforderungen zu bewältigen, dann hätten wir
einen magnetischen Datenspeicher, der ohne mechanisch bewegte Teile
auskommt, extrem hohe Lese- und Schreibgeschwindigkeiten hätte und als
hochintegriertes Bauelement sehr kostengünstig hergestellt werden
könnte. Außerdem wäre ein magnetischer „Racetrack“ ein nichtflüchtiger
Datenspeicher, d. h. er würde seine Daten auch ohne Stromzufuhr nicht
verlieren. Lange Zeiten für das Hochfahren eines Computers und
Datenverlust durch einen Absturz wären dann endgültig Geschichte.
Original-Veröffentlichung: Guido Meier, Markus Bolte, René Eiselt, Benjamin Krüger, Dong-Hyun Kim, and Peter Fischer, Direct Imaging of Stochastic Domain-Wall Motion Driven by Nanosecond Current Pulses Phys. Rev. Lett. 98 187202 (2007), DOI: 10.1103/PhysRevLett.98.187202 Abstract des Artikels PDF-Version des Artikels
Weiterführende Internet-Seiten: http://www.sfb668.de http://www.physnet.uni-hamburg.de/institute/IAP/Group_N/
Weitere Informationen:
Dipl.-Chem. Heiko Fuchs Öffentlichkeitsarbeit Kompetenzzentrum HanseNanoTec Universität Hamburg Jungiusstr. 11a, 20355 Hamburg Tel.: (0 40) 4 28 38 - 69 59
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