Wie die Zeitschrift „Nature“
in der Ausgabe vom 29. 03. 07 berichtet, gelang es Dipl. Phys. Uwe
Kaiser, Dr. Alexander Schwarz und Prof. Roland Wiesendanger an der
Universität Hamburg weltweit erstmalig die magnetischen Eigenschaften
Atom für Atom mit einem selbst entwickelten, hochauflösendem
Rasterkraftmikroskop auf der Oberfläche einer nichtleitenden Probe
sichtbar zu machen. Mit dieser neu entwickelten Mikroskopiemethode
können die magnetischen Eigenschaften einzelner magnetischer Atome und
Moleküle sowie die immer kleiner werdenden magnetischen Bauelemente in
der Sensor- und Datenspeichertechnologie untersucht werden.
Obwohl
das Phänomen des Magnetismus bereits Jahrhunderte bekannt war,
beschränkte sich die Nutzung bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts auf
Kompasse zur Navigation auf hoher See. Erst mit der Industrialisierung
hat sich das Wissen um den Magnetismus und dessen Nutzung rasant
weiterentwickelt. In unserer heutigen Welt sind Anwendungen auf Basis
des Magnetismus nicht mehr wegzudenken. Er bildet zum Beispiel die
Grundlage für zahlreiche Sensoren im Auto oder die Magnetspinresonanz
in der Medizintechnik. Die größte Triebfeder der aktuellen
Magnetismusforschung ist jedoch die digitale Datenspeichertechnologie,
die eng mit der Nanotechnologie und dem Entstehen der
Informationsgesellschaft verknüpft ist. Die Entwicklung magnetischer
Speichermedien mit immer höherer Datenkapazität auf immer kleinerem
Raum erfordert auch die Entwicklung von Mikroskopietechniken, mit denen
diese winzigen magnetischen Strukturen bis zur atomaren Ebene sichtbar
gemacht werden können. Denn je weniger Atome ein magnetisches
Speicherelement bilden, desto wichtiger sind die magnetischen
Eigenschaften jedes einzelnen Atoms. Wie die Zeitschrift „Nature“
ab Seite 522 in der Ausgabe vom 29. März 2007 berichtet, gelang
Hamburger Wissenschaftlern die Etablierung einer neuen hochauflösenden
und magnetisch sensitiven Mikroskopietechnik – die magnetische
Austauschkraftmikroskopie. Diplom-Physiker Uwe Kaiser, Dr. Alexander
Schwarz und Prof. Roland Wiesendanger benutzten ein selbst entwickeltes
Rasterkraftmikroskop, um mittels einer magnetisch sensitiven Sonde
nicht nur die atomare Struktur, sondern auch die Anordnung der atomaren
magnetischen Momente (Spins) auf der Oberfläche des Nichtleiters
Nickeloxid abzubilden. Die Rasterkraftmikroskopie, auf der das neue
Verfahren basiert, ist eine etablierte Technik, die mittels einer
atomar scharfen Sonde die Anordnung von Atomen auf Oberflächen
abtastet. Die Idee, diese Methode zur magnetischen
Austauschkraftmikroskopie weiterzuentwickeln, um so auch die Anordnung
atomarer Spins auf Oberflächen abzubilden, existiert schon seit Anfang
der neunziger Jahre. Allerdings sind die magnetischen Austauschkräfte
relativ schwach und deshalb schwierig zu detektieren. Weltweit gibt es
bisher nur sehr wenige Rasterkraftmikroskope, die die Stabilität, hohe
Auflösung und exzellente Kraftsensitivität erreichen, wie das der
Hamburger Wissenschaftler. Diese neue Methode stellt einen erheblichen Fortschritt auf dem Gebiet
der hochauflösenden magnetischen Abbildungsverfahren dar. Anders als
die spinpolarisierte Rastertunnelmikroskopie, mit der bereits im Jahr
2000 in der gleichen Arbeitsgruppe der Universität Hamburg zum ersten
Mal die magnetische Struktur mit atomarer Auflösung auf Metallen
abgebildet werden konnte, ist sie nicht auf leitfähige Oberflächen
beschränkt, sondern für alle Materialien gleichermaßen geeignet. Dazu
zählen insbesondere auch technisch relevante nichtleitende
ferromagnetische und antiferromagnetische Oberflächen, aber auch
magnetische Einzelatome und magnetische Moleküle auf nichtleitenden
Oberflächen, deren magnetische Eigenschaften bisher nicht auf atomarer
Ebene zugänglich waren und die jetzt nicht nur Atom für Atom, sondern
auch Spin für Spin untersucht werden können. |
Prinzip der magnetischen Austauschkraftmikroskopie:
Eine magnetisch sensitive Sonde tastet die Ausrichtung der durch Pfeile
gekennzeichneten atomaren magnetischen Momente (Spins) auf einer
Nickeloxidoberfläche ab. Der Kasten zeigt die Mikroskopaufnahme, deren
Helligkeitsunterschiede die atomare Struktur und die Anordnung der
magnetischen Momente widerspiegeln.
Original-Veröffentlichung: Uwe Kaiser, Alexander Schwarz, and Roland Wiesendanger Magnetic exchange force microscopy with atomic resolution Nature 446, 522-525 (29 March 2007) doi:10.1038/nature05617
Links zum Nature-Artikel: HTML PDF
Internet-Seiten: http://www.nanoscience.de http://www.sfb668.de
Weitere Informationen:
Dipl.-Chem. Heiko Fuchs
Öffentlichkeitsarbeit
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