Jeder der schon einmal Geld per
Internet überwiesen hat, kennt das
Dilemma: Was passiert, wenn die
übertragenen Daten abgehört oder gar
abgefangen werden? Cyberspace-Diebe
könnten in aller Ruhe das Konto
plündern oder mit Hilfe von abgefangenen
Passwörtern hochsensible
Firmendaten entwenden. Natürlich ist
die Verbindung verschlüsselt, aber was
heißt das schon. Ständig berichtet die
Presse über geknackte Verschlüsselungsalgorithmen
und Sicherheitslücken,
die zum Datendiebstahl
einladen.
Heutige Verschlüsselungsalgorithmen
benutzen Schlüssel, die leicht kopiert
und dechiffriert werden können und
außerdem ist es im Internet nahezu
unmöglich nachzuprüfen, ob eine
Datenübertragung abgehört wurde oder nicht. Einen Ausweg aus diesem Dilemma soll in Zukunft die
Quantenphysik bieten.
Die Nanowissenschaftspreisträger 2006:
Von links: Herr Schliwa, Herr Seguin und Herr Dr. Rodt
Die dabei verwendeten Gesetzmäßigkeiten treiben den menschlichen Verstand an die Grenzen seiner
Vorstellungskraft. Alle uns vertrauten Gesetze der klassischen Physik gelten nicht mehr. „Wenn die
Quantenphysik Recht hat, ist die Welt verrückt“, soll Albert Einstein einmal gesagt haben und so
betrachteten Wissenschaftler für lange Zeit irritiert die merkwürdigen Gesetze der Quantenmechanik, die
das Verhalten von Atomen und Elektronen so undurchsichtig machen und nur mit Hilfe von
Wahrscheinlichkeiten beschreiben können. Zeitweise gleichen diese unglaublich kleinen Teilchen
materiellen Partikeln, um im nächsten Moment die flüchtigen Eigenschaften von Wellen zu besitzen.
Heute hat man bereits für viele dieser verrückt wirkenden Gesetzmäßigkeiten technische Anwendungen
gefunden und Wissenschaftler forschen auch an einer abhörsicheren Langstreckenkommunikation: der
„Quantenkommunikation“ in Verbindung mit der „Quantenkryptographie“.
Die zu übertragende Information wird dabei in Photonen kodiert. Versucht ein Spion die Photonen
abzufangen, muss er den quantenmechanischen Zustand des abgefangenen Photons messen und legt
damit diesen Zustand fest. Mittels einer statistischen Analyse der empfangenen Photonen merken
Sender und Empfänger sofort, ob jemand ihrer Übertragung gelauscht hat.
Da die Übertragung der Bits mit Lichtgeschwindigkeit erfolgt, können die Schlüssel beliebig groß gewählt
werden, um dadurch die Dechiffrierung mit herkömmlichen Methoden unmöglich zu machen. Auf Basis
des heutigen Wissens sind quantenkryptographische Systeme demnach absolut abhörsicher.
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Der diesjährige Nanowissenschaftspreis wird vom Kompetenzzentrum HanseNanoTec an die drei
Nachwuchswissenschaftler, Herr Dr. Rodt, Herr Schliwa und Herr Seguin von der TU Berlin für ihre
herausragenden wissenschaftlichen Beiträge auf dem Gebiet der Einzelquantenpunktspektroskopie
verliehen. Durch die Methode der ortsaufgelösten Kathodolumineszenz gelang ihnen eine Reihe von
aufsehenerregenden Experimenten zur Untersuchung der Feinstruktur von Exzitonen in Indiumgalliumarsenid-
Quantenpunkten, wobei insbesondere die experimentelle Beobachtung und theoretische
Erklärung einer systematischen Variation der durch Austauschwechselwirkungen hervorgerufenen
Feinstrukturaufspaltung des Exzitons mit der Größe des Quantenpunktes hervorzuheben ist. Diese Arbeit
erschien im vergangenen Jahr in der international renommierten Fachzeitschrift „Physical Review
Letters“.
Die Entdeckung einer solchen größenabhängigen Feinstrukturaufspaltung des Exzitons in einzelnen
Quantenpunkten ist nicht nur von grundlagenphysikalischem Interesse, sondern zugleich von großer
Bedeutung für Anwendungen sowohl in der Quantenkryptographie als auch in der Quantenkommunikation.
Der Entwurf einer Reihe unterschiedlicher Bauelementausführungen, welche diese Effekte
nutzen werden, wurde im vergangenen Jahr zum Patent angemeldet. Damit stellt die Arbeit der drei
diesjährigen Preisträger ein schönes Beispiel dafür dar, dass neue grundlagenphysikalische Erkenntnisse
neue Anwendungsfelder erschließen können, die direkten Einfluss auf neue Quantenbauelemente haben.
Der Nanowissenschaftspreis wurde 2000 das erste Mal vom Kompetenzzentrum Nanoanalytik verliehen.
Seit 2003 wird der mit 5.000 Euro dotierte Preis vom Kompetenzzentrum HanseNanoTec ausgeschrieben
und würdigt hervorragende Arbeiten von jüngeren Wissenschaftlern auf dem Gebiet der
Nanowissenschaften und Nanotechnologie, die in Deutschland entstanden sind. Das HanseNanoTec wird
durch das BMBF, die Beiersdorf AG, die Stadt Hamburg und die Universität Hamburg gefördert.
Die Verleihung des Nanowissenschaftspreises 2006 findet am 6. November 2006 im Rahmen der
Konferenz „nanoDE 2006“ in Berlin statt.
Weitere Informationen:
Dipl.-Chem. Heiko Fuchs
Öffentlichkeitsarbeit
Kompetenzzentrum HanseNanoTec
Universität Hamburg
Jungiusstr. 11a, 20355 Hamburg
Tel.: (0 40) 4 28 38 - 69 59
Fax: (0 40) 4 28 38 - 24 09
E-Mail: hfuchs@physnet.uni-hamburg.de
URL: http://www.hansenanotec.de
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