HanseNanoTec - das Hamburger Kompetenzzentrum für Nanotechnologie - verleiht Herrn Dr. Niels Fertig, Geschäftsführer
der Münchner Nanion Technologies GmbH, den Nanowissenschaftspreis 2005. Damit würdigt die Preis-Jury die herausragenden
praxisorientierten Arbeiten auf dem Gebiet der Entwicklung von nanostrukturierten Bio-Sensoren für die automatisierte und
parallele Analyse von Ionenkanalfunktionen.
Die
Entwicklung von
neuen Medikamenten ist eine sehr langwierige und teure
Angelegenheit, denn
bevor ein neues Arzneimittel auf den Markt kommt, sind bis zu
zwölf Jahre
vergangen und die Kosten für Forschung und
Entwicklung belaufen sich im
Schnitt auf rund 800 Millionen Dollar.
Im
Gegensatz zu früheren Zeiten
ist die Entwicklung eines neuen Wirkstoffes heute kein reiner Zufall
mehr.
Jeder neue Wirkstoff benötigt einen Angriffspunkt,
ein so genanntes „Target“. Das
ist ein Molekül im Körper, an dem ein Arzneimittel
ansetzen und den Krankheitsverlauf
beeinflussen kann. Zu den wichtigsten Targets gehören u. a.
Enzyme, Rezeptoren,
Ionenkanäle und Transporter. Ist ein passendes Target gefunden
worden, beginnt
das Screening, bei dem das Target mit bis zu zwei Millionen Substanzen
getestet
wird, die als neuer Wirkstoff in Frage kommen. Dieses Verfahren nennt
sich
Hochdurchsatz-Screening und wird von speziellen Roboter-Systemen
erledigt, die
bis zu 200.000 Substanzen pro Tag testen können, wenn sie
über die passenden
Bio-Sensoren verfügen.
Herrn Dr. Fertig ist es mit dem
"Nano-Patch-Clamp-Array" gelungen, eine neue Technologie zu entwickeln,
bei der mit Hilfe eines nanostrukturierten Chips gleichzeitig der
Stromfluss
durch Ionenkanäle in den Zellmembranen mehrerer Zellen
gemessen werden kann. Durch
die Kombination von Nanotechnologie und Biotechnologie konnte ein
Biochip entwickelt
werden, der Hochdurchsatz-Untersuchung von Wirkstoffeffekten auf die
Ionenkanäle in den Zellmembranen ermöglicht. Mit
Hilfe des Chips können daher die
Wirkungen neuer Arzneimittel auf menschliche Zellen präziser
und effizienter
getestet werden. Das ist ein großer Schritt für die
Behandlung von Krankheiten
wie Herzrhythmusstörungen, Migräne und
Epilepsie.
|
Herr Dr. Fertig studierte Physik
in Göttingen, San Diego und München, wo er das
Studium 2002 mit einer Promotion
abschloss, die mit "summa cum laude" beurteilt wurde und
gründete im
gleichen Jahr mit zwei Partnern das Startup Unternehmen Nanion
Technologies
GmbH. Das NanoBioTechnologie-Unternehmen ist eine
Ausgründung aus dem Center
for NanoScience der Ludwig-Maximilians-Universität
München und hat das Ziel,
dass von Herrn Dr. Fertig entwickelte Messverfahren
weiterzuentwickeln, zu
automatisieren und zu kommerzialisieren.
Der
Nanowissenschaftspreis wurde
2000 das erste Mal vom Kompetenzzentrum Nanoanalytik verliehen. Seit
2003 wird
der mit 5.000 Euro dotierte Preis vom Kompetenzzentrum HanseNanoTec
ausgeschrieben und würdigt hervorragende Arbeiten von
jüngeren Wissenschaftlern
auf dem Gebiet der Nanowissenschaften und Nanotechnologie, die in
Deutschland
entstanden sind. Das HanseNanoTec wird durch das BMBF, die Beiersdorf
AG, die
Stadt Hamburg und die Universität Hamburg gefördert.
Die
Verleihung des
Nanowissenschaftspreises 2005 findet am 20. Oktober 2005 im Rahmen des
11. SPM-Anwendungs-Workshop
und Veeco-Usermeeting in Hamburg statt.
|
Dr. Niels Fertig
|